Freitag, 28. September 2012

So fügen sich die Bilder in die Architektur ein.
Oberlicht des Altarraums

Oberlicht des Alrarraums
Im Innerenraum der Kirche befinden sich die beeindruckendenden und bedrückenden Bilder Alfred Hridlickas, der als einer der wenigen Künstler eine konkrete Stellungnahme zu den Greueltaten der NS_Verbrechen in Plötzensee geliefert hat. Sie sind schwer auszuhalten. Nicht nur thematisch, sondern auch formal bilden Gedächtnis, Kirchenbau und Bilder eine Einheit, der man sich stellen muss und denen man in einem Altarraum, der den Charakter einer Gefängniszelle hat und nur durch entweder indirektes Licht von den Seiten des Kubus oder durch ein einziges lukenartiges Oberlicht beleuchtet wird.


Der Kubus des Altarraumes ist angehoben und ruht auf zwei
nebeneinandergestellten Säulen an jeder seiner vier  Seitem.

Eine Verwendungsweise des Betons, dessen Grundstoff wir gestern im Zementwerk Rüdersdorf kennenlernen konnten, haben wir schon am Mittwoch in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche von Egon Eiermann gesehen.
Auf der achteckigen Grundplatte stehen Säulen, die ein vertikales und horizontales Gerüst aus Stahl halten, in das die mir Glassteinen gefüllten Betonrasterplatten eingehängt sind.
Es gibt außer dem Altarraum auch einen fünfeckigen Glockenturm und eine falche rechteckige Kapelle.
Schon hier, obwohl die Kirche mitten in der Stadt steht und ein Touristenmagnet ist, konnten wir Spuren von Vernachlässigung entdecken.
Das Erschrecken über den äußeren Zustand der Gedenkkirche, dem Gemeindezentrum Plötzensee, war dagegen gewaltig. Schon sehr ungewohnt für uns war, dass die Kirche sich mit keiner Kleinigkeit von der sie umgebenden Architektur abhebt, ein Prinzip, dass wir erst später bemerken sollten. Sie soll sich einfügen und damit für jeden Menschen jeden Glaubens offen sein; hier geht es darum, dass jeder sich an die furchtbaren Hinrichtungen politischer und religiöser Gegner des NS-Regims erinnern soll.
Der Hof  und der Eingang in die Kirche
Die Straßenansicht des Gemeindezentrums Plötzensee

Der Eingang in das Gemeindezentrum
Hier sind die Schäden unübersehbar!
Im Innern des Gemeindezentrums befindet sich ein Kubus,
der Gedenk- und Altarraum

Der Bau ist im Stil des Brutalismus gebaut. Alle Funktionen der Konstruktion sind offen dargestellt. Auch der Beton ist bis auf den Außenbau weder verputzt noch farbig gestaltet. Aber die Schäden, die durch mangelnde Pflege des Betons entstanden sind, sind unübersehbar.

Donnerstag, 27. September 2012

Von einem Ende Berlins, von Spandau, bzw. Kladow, also vom Südwesten Berlins, sind wir heute zum anderen Ende Berlins, sogar über die östlichen Grenzen Berlins hinaus, zum Zementwerk Rüdersdorf gefahren. Fast 2,5 h brauchten wir um quer durch die ganze Stadt zu fahren. Glücklicherweise hörte der Regen genau dann auf als wir endlich an unser Ziel gelangt waren.
Wir lernten alles über den Kalkstein, der nicht nur als Muschelkalk Material für Bildhauerarbeiten oder Steinplatten, sondern die Grundlage für die unterschiedlichsten Baustoffe wie Zement oder Beton bildet. In Berlin spielt Rüdersdorfer Zement die wichtigste Rolle als Rohstofflieferant.
Die alten Öfen: ganz aus Kalkstein gemauert

Die neueren Öfen: bestehen aus Ziegeln

Beschüttungsloch





Am Vormittag besuchten wir das Industriemuseum des Werkes und konnten lernen wie man anfangs und später den Kalkstein gebrannt hat. Aber nicht nur die alten aufwändigen Produktionsmethoden, sondern vor allem die Gebäude des alten Zementwerkes haben uns sehr beeindruckt!!!!
Am Nachmittag besuchten wir das Kalksteinmuseum.
Solche Muschelablagerungen wollten wir finden!

Dazu mussten wir vorschriftsmäßig gekleidet sein: Helm, Weste und Schutzbrille.

Dann ging es mit dem Geländewagen in den Steinbruch.



Gefunden haben wir hier viel, herausschlagen konnten wir aber nur wenig, schließlich sind auch die Muschel zu Kalkstein geworden und mit dem anderen Gestein untrennbar verbunden.

Eine gute Ausrüstung!!
Kalkstein entstand vor 250 Millionen Jahren, als die Gegend um Berlin noch auf dem 30. Breitengrad lag, hier tropische Temperaturen herrschten und aus dem Urmeer Salzwasser in die damaligen Senke des heutigen Mitteldeutschlands floss. Millionen von Jahren lagerten sich Muschel und andere Schalentierreste am Meeresboden ab, wurden von Sand überspült und vom Druck des Wassers und späterer Erdschichten bis heute zu Kalkstein zusammengepresst. Die unterschiedlichen Schichten des Kalksteins setzen sich so unterschiedlich zusammen, dass sie auch ganz unterschiedlich verwendet werden. Geht ins Museum! Hier könnt ihr alles sehen, anfassen, lesen und lernen und später auch ausprobieren. Denn anschließend an die "Theorie" ging es zum Muschelsuchen in den Steinbruch.

Mittwoch, 26. September 2012

Heute besuchten wir die Kaiser Wilhelm Gedächtnis-Kirche. Diese Kirche war ebenfalls im historistischen Stil erbaut worden, hatte jedoch die mittelalterliche Romanik zu Vorbild.
Im 2. Weltkrieg wurde die Kirche durch Bombenangriffe fast vollständig zerstört. Die Kirche wurde wegen Einsturzgefahr abgerissen, nur der Turm war in den 50er Jahren noch stehen geblieben.
Man plante eine neue Kirche für diesen Platz und hatte vor, dass auch der Turm dem Neubau Platz machen sollte.
Als der Entwurf des Architekten Egon Eiermann ausgewählt und schließlich durchgeführt werden sollte, sorgte die "Berliner Morgenpost" mit einem Aufruf dafür, dass sich die Berliner für den Erhalt des alten Turmes einsetzten, damit er als Mahnmal des Krieges stehen bleiben konnte.
Egon Eiermann musste seinen Entwurf so ändern, dass der alte Turm in die Neugestaltung integriert werden konnte.

Die neue Kirche ist ein achteckig. Die Wände bestehen ausschließlich aus Betonrasterscheiben.
Im Innenraum des Kirchenraums herrscht ein dunkles Blau, dass durch die farbigen Glassteine noch mehr gesteigert wird.  Das Blau vermittelt eine tiefe, beruhigende Stille.
Auch die Akustik des Raumes ist so gestaltet, dass alle Gespräche oder Geräusche verschluckt werden und die Ruhe durch nichts gestört werden kann. Der Raum ist ein Raum der Stille, des Sich-Besinnens und des Ausruhens geworden.

Trotzdem wagte sich unser Chor einige Lieder klingen lassen, die die Besucher der Kirche offenbar sehr genossen haben.
Die Rasterquadrate sind hauptsächlich mit
 blauen Glassteinen gefüllt, die das Innere
Kirche in ein tiefes, ruhiges Blau tauchen.

Ein Bauelement von außen. Ohne das von
außen durchscheinende Licht wirkt der Beton
spröde und abstoßend.

Der Beton ist nicht verputzt.

Weil der Kirchenraum mit doppelten Wänden versehen ist,
herrscht im Innenraum absolute Stille. Der Lärm des Verkehrs
und der vielen Berlintouristen ist hier nicht zu hören.

Im Berliner Dom konnten wir gestern die aufwändigsten und teuersten Verarbeitungen von Sandstein, Marmor, Holz, Gips, Bronze, Kupfer und Gold sehen:
Gips, ein Modell für eine Steinarbeit
Die Kanzel ist aus Holz, schwarzer Marmor trägt die Kanzel
Der rote und schwarze Marmor des Sockels 
Die Bronzefiguren auf dem Dach
Die Glasmalerei, die die 4 wichtigsten
Feste der Christen darstellen.

Sandsteinkapitelle im Außenraum

Unsere Gruppe liegend auf dem Weichen Teppich hinter
 dem Altar beim Blick auf die Glasfenster und in die Kuppel
des Apsis.

Beim Blick von der Kuppel sehen wir wieder Sandstein.
Die Alte Nationalgalerie von Friedrich August Stüler.

Das älteste Gebäude am Platz: Das Deutsche Museum

Das Kupferdach  voller Grünspan

Dienstag, 25. September 2012

Die ganze Pracht des Sandsteins im Innern der Kirche
Der Berliner Dom

Der Besuch der Nikolaikirche gestern war ein sehr beindruckendes Erlebnis, vor allem weil unsere fachliche Partnerin,  Maria von Fransecky, uns nicht nur sehr einfühlsam durch die Kirche geführt hatte (schließlich gehen die meisten Schüler nicht sehr oft in Kirchen- obwohl aus Spandau stammend waren nur drei Schüler aus der 28-köpfigen Gruppe überhaupt schon einmal in der Nikolaikirche) sondern sie zeigte uns spannende Spuren der Geschichte, an denen sich wichtige Gespräche über die wandelnde Gesellschaft entwickelten. Vielen Dank!!!
Gestern haben wir uns also mit einem Backsteinbau, der Bürgerkirche St. Nikolai beschäftigt.


Berliner Dom
Heute haben wir den Berliner Dom besucht. Im Gegensatz zu den schlichten Formen und der Übersichtlichkeit der gotischen Nikolaikirche waren wir von der Größe und der Pracht der Überfülle an eklektizistischen Dekorationen ganz erschlagen. 

Der Berliner Dom wurde unter Wilhelm II in historistischem Stil in Anlehnung an die italienische Hochrenaissance und den italienischen Barock von dem Architekten Julius Raschdorff und seinem Sohn Otto Raschdorff gebaut. Wilhelm II wachte in allen Details über sämtliche Bauausführungen und nahm damit großen Einfluss auf die Gestalt der Predigtkirche. Selbst die Glasmalereien, die der Historienmaler Anton von Werner herstellte sind genau nach Wilhelms Wünschen.
Auch wenn man um 1900 schon über ganz andere Konstruktionsmethoden verfügte, sollte dieser Dom wirken, als sei er ein Renaissancegebäude. Aus diesem Grund ist er von innen und außen vollständig mit dem gelben, warm wirkenden Sandstein verblendet. Das Material und seine Farbe finden wir an fast allen Fassaden hier am Platz, wie hier im Hintergrund die "Alte Nationalgalerie"(im Stil eines griechischen Tempels).

Das ist Maria von Fransecky mit dem Bild Wilhelm II.

Der unpolierte Sandstein einer Säule am Eingang des Domes.
Wird Sandstein nicht regelmäßig gepflegt, läuft er schwarz an.


Auch aus Sandstein ist das Taufbecken.
Hier ist der Sandstein zwar nicht poliert,
aber äußerst fein geschliffen.

So fein kann Sandstein bearbeitet werden.

Montag, 24. September 2012

Montag, 24.9., Nikolaikirche, Spandau


Heute haben wir die Nikolaikirche in der Spandauer Altstadt besucht. Sie stand ursprünglich auf einem Hügel sehr viel höher als die anderen Gebäude Spandaus. Nur wenige Gebäude in der damaligen Zeit wurden aus Steinen (Feldsteinen) gebaut. Während die Häuser der umliegenden Häuser entweder zerfallen oder durch Kriege zerstört worden sind, ist die Nikolaikirche stehen geblieben und hat über die Jahrhunderte alle architektonischen Moden mitgemacht. Auf den Resten der alten Häuser wurden neue Häuser gebaut, so dass die Kirche heute auf gleicher Höhe mit den anderen Häusern der Altstadt steht. Wie muss Spandau damals ausgesehen haben. Bei Ausgrabungen für die U-Bahn wurden die Fundamente der alten Häuser gefunden. Sie liegen mehr als zwei Meter unter dem heutigen Niveau!!!









An den Mauern kann man die Feldsteine erkennen, aus denen noch große Teile des Sockels bestehen. Feldsteine befinden sich in rauhen Mengen in der Erde des Havellandes. Sie sind mit den Gletschern während der Eiszeit hierher geschoben worden und waren den Bauern wie heute auch noch, sehr lästig. Was die Bauern aus der Erde holten und an die Seite der Felder legten wurde zu Häusern und Straßen verbaut. Wenn bei Bränden die ganze Stadt abbrannte, blieb die Kirche, weil sie aus Stein war, zum größten Teil stehen. Zerstörte Teile wurden ausgebessert, das machte man anfangs natürlich auch mit Steinen. Oben sieht man die schwarz verbrannten Feldsteine. Später bevorzugte man Ziegel um zu bauen. Ziegel bestehen aus in Formen gepresstem gebranntem Ton. In der Gegend um Berlin gibt es eine Menge Tonvorkommen und so waren die Ziegel ein guter Ersatz für die Feld-und Kieselsteine. Ton gibt es in verschiedenen natürlichen Farben: rotbrennend, gelbbrennend und weißbrennend. In der Nikolaikirche wurde , wie wir beobachten konnten, roter und gelber Ton benutzt. Noch haltbarer wird Ton wenn man ihn nach einem Schrühbrand um 1000 Grad noch einmal mit 1200 Grad brennt und dabei vielleicht sogar noch glasiert, wie man hier am Sockel sehen kann. Durch die Glasur ist der Ton absolut wasserdicht.
Bei einem genauen Rundgang um die Kirche und im Eingangsbereich konnten wir die unterschiedlichen Materialien gut beobachten und haben diese Fotos gemacht.




Die Nikolaikirche ist eine dreischiffige gotische Hallenkirche mit einem Chor und einem Westturm.Die gotische Bauweise ist eine Skelettbauweise. Nicht die Wände tragen die Last des Gebäude sondern Pfeiler und Säulen. Anstatt durch Wände wird das Gewicht des Gebäudes durch Strebepfeiler gestützt, die sich bei der Nikolaikirche direkt an der Fassade befinden. Hier kann man auch gut den gotischen Spitzbogen sehen. Die großen bunten Fenster bringen viel Licht in die Kirche. Je höher eine gotische Kirche war, desto näher waren die Gläubigen bei Gott, deshalb versuchte man immer höher zu bauen. Wie viele Menschen gestorben sein müssen, wenn die Konstruktion der Kreuzrippengewölbe beim Einsetzen des Schlusssteins zusammengebrochen ist?Nachdem wir die Kirche von außen erkundet hatten, durften wir das Innere erforschen.Das schönste war, dass wir den Dachstuhl der Kirche besichtigen durften. Das Dach der Kirche liegt ohne feste Verbindung auf der Kirche auf. Das ist notwendig, weil Holz und Stein völlig unterschiedlich auf Witterung und Temperaturunterschiede reagieren. Holz dehnt sich aus, zieht sich zusammen, der Stein bleibt ganz starr. Hätte man das Dach mit der Kirche fest verbunden, hätte das Holz die Steinmauern zerstört. Damit das Dach auf der Kirche liegen bleibt, muss es mit schweren Tonziegeln gedeckt werden, die das Dach beschweren, so dass es nicht weggeweht wird. Der Dachstuhl hat mehrere Brände der Kirche überlebt. In einer dendrochronologischen Untersuchung, bei der die Jahresringe eines verwendeten Holzes mit anderem Bauholz aus der gleichen Umgebung verglichen werden, kann festgestellt werden wie alt so ein Baumaterial wirklich ist und hier ist das Holz teilweise wirklich genauso alt wie die Kirche! Also fast 800 Jahre alt!!!
So sehen die Kappen, das Mauerwerk zwischen den Kreuzrippen, von oben aus! Dass das noch immer hält?!

Ein Laie kann das Alter eines Holzes nicht erkennen, eine dendorchronologische Untersuchung  vergleich die Jahresringe mit anderen verbauten Hölzern in der gleichen Umgebung und kann dann genau feststellen, aus welcher Zeit das Holz stammt.

So sieht der Dachstuhl der Nikolaikirche über dem Chor aus.

Die Dachbalken werden nur mit Holzdübeln zusammen gehalten.  Nur so kann eine Holzkonstruktion lange leben, denn Balken und Dübel sind aus dem gleichen Material und haben die gleichen Eigenschaften.
Lange lauschten wir dem Klang des Innernraum der Kirche, einige Schüler aus dem Chor haben sogar gesungen, um den Klang des Raumes zu suchen und durch den Gesang deutlicher zu machen. Die Lage der Kirche in Richtung Osten wurde mit der Ausrichtung von Moscheen verglichen, geredet wurde über die unterschiedlichen Gebetshaltungen heute, damals und in anderen Religionen. An dem alten Taufbecken unterhielten wir uns über die Reinigung durch das Wasser, den tiefen Glauben der Menschen damals, über das Abendmahl, das im Altarbild abgebildet war , über die praktische Durchführung von Taufen heute und früher, über Konfirmation und kirchlicher Hochzeit.
Zum Abschied konnte jeder, der wollte, eine Kerze in die Asche stecken.